7.6 Schleifen
Auch in der Shell stehen einem bei Bedarf verschiedene Schleifen zur Verfügung. Die for- und while-Schleife kennen Sie ja bereits von der Skriptsprache awk, die in Abschnitt 4.4 behandelt wurde. Neu hinzu kommt die until-Schleife, die eine Art Negation der while-Schleife darstellt, doch dazu später mehr. Zunächst werden wir uns mit der bereits bekannten while-Schleife beschäftigen, damit der Umstieg von awk- auf Shell-Schleifen möglichst einfach gelingt.
7.6.1 while
Die while-Schleife setzt sich aus einer bedingten Anweisung, wie sie bereits aus der if-Anweisung bekannt ist, und einem Anweisungsblock zusammen. Der Anweisungsblock wird durch das Schlüsselwort do eingeleitet und durch das Schlüsselwort done beendet.
while [ Bedingung ] do Anweisung1 Anweisung2 done
Listing 7.28 Aufbau der while-Anweisung
Auch hier lässt sich eine übersichtlichere Schreibweise durch ein (oder mehrere) Semikolons erreichen:
while [ Bedingung ]; do Anweisung1 Anweisung2 done
Listing 7.29 Mehr Übersicht
Endlosschleifen
Auch in der Shell können Endlosschleifen realisiert werden. Dazu muss nur eine ständig »wahre« Bedingung übergeben werden. Dies wäre beispielsweise »1«, »true«, »"a« < oder auch der simple Doppelpunkt:
while :; do echo "test"; sleep 2; done
Listing 7.30 Ein Beispiel
Mit while lassen sich nun bereits simple Menüs für Shellskripts erstellen. <Später werden Sie die select-Anweisung kennenlernen, die speziell für das Erstellen von Auswahlmenüs in Shellskripten vorhanden ist.> Dazu lassen wir bei jedem Schleifendurchlauf erneut einen Wert durch read einlesen und vergleichen diesen mit vorgegebenen Werten.
VALUE="" while [ "$VALUE" != "ende" ]; do clear echo "Auswahlmenü:" echo echo "Eingabe Auswirkung" echo "benutzer: zeigt die eingeloggten Benutzer an" echo "prozesse: zeigt die aktuellen Prozesse an" echo "laufzeit: zeigt die Laufzeit des Systems an" echo "ende: beendet das Skript" echo echo "Ihre Auswahl: " read VALUE if [ "$VALUE" = "benutzer" ]; then w elif [ "$VALUE" = "prozesse" ]; then ps elif [ "$VALUE" = "laufzeit" ]; then uptime|awk -F, '{print $1}' elif [ "$VALUE" = "ende" ]; then echo 'Bis bald!' else echo "Ihre Eingabe wird nicht unterstützt." fi echo "Drücken Sie Return, um fortzufahren." read garbage done
Listing 7.31 Ein Menü mit while
7.6.2 until
Zu den bereits bekannten Schleifen kommt nun die until-Schleife hinzu. Diese neue Schleife kann als Negation der while-Schleife verstanden werden. Der Anweisungsblock der until-Schleife wird so lange ausgeführt, wie die Bedingung nicht erfüllt ist.
Man kann praktisch die until-Schleife mit einer while !-Schleife gleichsetzen:
while [ ! 1 ]; do echo Test; done
until [ 1 ]; do echo Test; done
# oder noch kürzer:
until :; do echo Test; done
Listing 7.32 until und while !
7.6.3 for
Die letzte Schleife in diesem Abschnitt ist die ebenfalls in ähnlicher Form aus awk bekannte for-Schleife. Der Aufbau der Schleife gestaltet sich wie folgt:
for VAR in WERT1 WERT2 WERT3 do Anweisung1 Anweisung2 done
Listing 7.33 for-Syntax
for arbeitet einen Anweisungsblock mit jedem angegebenen Wert einmal durch. Dieser Wert wird während des Durchlaufens des Anweisungsblocks an die Variable VAR zugewiesen, mit der die Anweisungen arbeiten können. Der Anweisungsblock wird, wie bei der while-Schleife, durch do eingeleitet und mit done beendet.
Auch hier werden wir das übliche Beispiel vorstellen, um Ihnen die Anwendung der Schleife möglichst leicht verständlich zu erklären.
Wir nehmen dabei als Werte alle TeX-Dateien in einem Verzeichnis an (in diesem Fall das Verzeichnis mit unserem Buch), die wir an die Variable DATEI zuweisen.
Für jede Datei soll dabei die Anzahl der darin enthaltenen Wörter ausgegeben werden. Zusätzlich soll die Gesamtzahl der Wörter summiert und nach Beendigung der Schleife ausgegeben werden.
#!/bin/bash typeset -i WORDS=0 for DATEI in *.tex do NWORDS=`wc -w $DATEI| awk '{print $1}'` echo "Datei $DATEI beinhaltet $NWORDS Woerter." WORDS=WORDS+NWORDS done echo echo "Woerter gesamt: $WORDS"
Listing 7.34 Beispiel: for-Schleife
Wenn wir dieses Skript nun ausführen, erhalten wir die folgende Ausgabe: <Wobei das Buch zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertig geschrieben war.>
$ ./wordcount Datei anhg_dvd.tex beinhaltet 329 Woerter. Datei anhg_install.tex beinhaltet 4009 Woerter. Datei anhg_komref.tex beinhaltet 5448 Woerter. Datei anhg_loesungen.tex beinhaltet 3950 Woerter. Datei anhg_misc.tex beinhaltet 695 Woerter. Datei buch.tex beinhaltet 152 Woerter. Datei glossar.tex beinhaltet 834 Woerter. Datei kap01_kernel.tex beinhaltet 17796 Woerter. Datei kap03_einstieg.tex beinhaltet 8760 Woerter. Datei kap04_2_regex.tex beinhaltet 9593 Woerter. Datei kap04_3_tools.tex beinhaltet 3879 Woerter. Datei kap04_4_skripting.tex beinhaltet 5230 Woerter. Datei kap04_editoren.tex beinhaltet 3967 Woerter. Datei kap04_shell.tex beinhaltet 10463 Woerter. Datei kap05_2.tex beinhaltet 24593 Woerter. Datei kap05_sysadmin.tex beinhaltet 9606 Woerter. Datei kap07_dienste_dns.tex beinhaltet 2514 Woerter. Datei kap10_kdegnomewm.tex beinhaltet 3499 Woerter. Datei kap13_spiele.tex beinhaltet 6729 Woerter. Datei kap_boot.tex beinhaltet 8159 Woerter. Datei kapinterna_filesystem.tex beinhaltet 8343 Woerter. Datei kapinterna_prozesse.tex beinhaltet 8769 Woerter. Datei kap_lamp.tex beinhaltet 4163 Woerter. Datei kap_mailserver.tex beinhaltet 4725 Woerter. Datei kap_netz_clients.tex beinhaltet 5524 Woerter. Datei kap_netz_dienste.tex beinhaltet 7095 Woerter. Datei kap_netzwerk.tex beinhaltet 10929 Woerter. Datei kap_progsprachen.tex beinhaltet 17428 Woerter. Datei kap_sicherheit.tex beinhaltet 16904 Woerter. Datei kap_ssh.tex beinhaltet 3504 Woerter. Datei kap_virtualmach.tex beinhaltet 1602 Woerter. Datei kap_x11apps.tex beinhaltet 4655 Woerter. Datei kap_x11.tex beinhaltet 7001 Woerter. Datei kapxx_software.tex beinhaltet 13393 Woerter. Datei k_vorwort.tex beinhaltet 7841 Woerter. Datei literatur.tex beinhaltet 753 Woerter. Datei newIcons.tex beinhaltet 174 Woerter. Datei new-macros.tex beinhaltet 110 Woerter. Datei trennung.tex beinhaltet 118 Woerter. Datei using-icons.tex beinhaltet 511 Woerter. Woerter gesamt: 253747
Listing 7.35 Wörter unseres Buches
Sie können die Wertliste für for auch durch eine Kommandosubstitution übergeben. Sucht ein Skript beispielsweise alle Codedump-Dateien des Systems, kann ein find-Aufruf für die Kommandosubstitution verwendet werden:\end{gpHinweis}
for DATEI in `find / -name *core 2>/dev/null` do echo "Lösche Datei $DATEI..." rm $DATEI done
Listing 7.36 for mit Kommandosubstitution
7.6.4 seq – Schleifen mit Aufzählungen
Manchmal kommt es vor, dass man eine Schleife mit einer Ziffernfolge durchlaufen möchte oder aus irgendeinem anderen Grund eine Ziffernfolge benötigt. Für diesen Zweck wurde das Programm seq geschrieben, das hier nur kurz angesprochen werden soll. Eine Parameterliste für seq finden Sie in der Kommandoreferenz.
Soll seq beispielsweise alle Zahlen von 1 bis 10 auflisten, dann ist dies ganz einfach. Man übergibt den Start- und Endwert:
$ seq 1 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Listing 7.37 seq in Aktion
for und seq
Möchte man seq nun in eine Schleife packen, wird am besten die Kommandosubstitution verwendet.
Möchte man etwa einen bestimmten Satz Dateien löschen, dann wäre dies eine Möglichkeit dazu:
$ for i in `seq 1 10`; do rm "file$i" done
Listing 7.38 seq in einer for-Schleife