7.9 Funktionen
Funktionen sind in jeder vernünftigen Programmiersprache zu haben. Sie ...
- machen Ihren Code übersichtlicher,
- machen Ihren Code wartungsarmer,
- können, nachdem sie einmal geschrieben worden sind, beliebig oft mit
- beliebig vielen Werten und
- an beliebig vielen Stellen ausgeführt werden,
- sparen Entwicklungszeit und
- können rekursiv aufgerufen werden.
Das hört sich doch schon mal gut an, oder? Doch was ist eine Funktion genau? Eine Funktion besteht zunächst einmal aus einem Funktionskopf und einem Anweisungsblock. Der Funktionskopf gibt den Namen der Funktion an und wird entweder in der Form
function NAME
Listing 7.43 Variante 1
oder in der Form
NAME()
Listing 7.44 Variante 2
eingeleitet. Wir haben uns im Folgenden für die zweite Variante entschieden.
Der Anweisungsblock wird durch geschweifte Klammern begrenzt.
Funktionsname() { Anweisung1 Anweisung2 ... }
Listing 7.45 Syntax einer Funktion
7.9.1 Eine simple Funktion
Zunächst werden wir eine Funktion schreiben, die die Dateien in einem Verzeichnis zählt und das Ergebnis eingebettet in einen Text ausgibt. Wir nennen diese Funktion »Zaehle«.
Zaehle() { echo "Dateien: `ls | wc -l`" }
Listing 7.46 Simples Funktionsbeispiel
Eine Funktion kann im restlichen Teil des Shellskripts aufgerufen werden, indem man den Funktionsnamen als Anweisung angibt:
cd / for DIR in `ls` do echo "Verzeichnis $DIR:" cd $DIR Zaehle cd .. done
Führen wir dieses Skript nun aus (wobei beide Listings in einer Datei kombiniert sein müssen), so erhalten wir unter OpenBSD die folgende Ausgabe:
$ ./script.sh Verzeichnis altroot/: Dateien: 2 Verzeichnis bin/: Dateien: 47 Verzeichnis boot: bash: cd: boot: Not a directory Dateien: 27 Verzeichnis bsd: bash: cd: bsd: Not a directory Dateien: 27 Verzeichnis bsd.rd: bash: cd: bsd.rd: Not a directory Dateien: 27 Verzeichnis bsd.rd: bash: cd: bsd.rd: Not a directory Dateien: 27 Verzeichnis dev/: Dateien: 1249 Verzeichnis etc/: Dateien: 117 ...
Listing 7.47 Ausführen des Skripts
7.9.2 Funktionsparameter
Nachdem Sie nun eine erste Funktion verstanden haben, können wir auch die restlichen Subthemen zu Funktionen behandeln. Doch keine Bange – Funktionen sind sehr nützlich, aber auch sehr einfach zu verstehen.
Wir werden uns nun die Funktionsparameter ansehen. Parameter ermöglichen es, eine Funktion mit verschiedenen Werten immer wieder und wieder auszuführen. Sie können sich diese Funktionsweise wie eine for-Schleife vorstellen. Die for-Schleife wird mit jedem Wert einmal ausgeführt, wobei der Anweisungsblock diesen Wert verwendet.
Eine Funktion ist nun keine Schleife, doch die ihr übergebenen Werte (also Parameter) werden auch dem Anweisungsblock zur Verfügung gestellt.
Anders als bei Programmiersprachen wie C werden die Funktionsparameter nicht zuvor festgelegt, benannt oder bekommen gar Datentypen. In der Shell ist dies nicht der Fall, weshalb auch schnell Fehlaufrufe passieren, wenn man Parameter in ihrer Reihenfolge vertauscht.
Um die Funktionsweise von Funktionsparametern auf eine einfache Weise zu verdeutlichen, werden wir eine Funktion schreiben, die das Quadrat einer Zahl bildet. Dazu multiplizieren wir die Zahl mit sich selbst, was expr für uns erledigt.
quadr() { expr $1 \* $1 }
Listing 7.48 Funktionsparameter
Wie Sie sehen, verwenden wir beim Aufruf von expr die Variable $1. Diese Variable ist der erste Parameter, der der Funktion übergeben wurde. Entsprechend ist der zweite Parameter $2, der dritte $3 usw.
Wenn wir diese Funktion nun aufrufen, übergeben wir einfach eine Zahl als Parameter:
$ quadr() { expr $1 \ $1; } $ quadr 3 9 $ quadr –10 100 $ quadr 3490128 466204928
Listing 7.49 quadr() aufrufen
7.9.3 Rückgabewerte
Shell-Funktionen haben noch eine weitere Eigenschaft: Sie können einen Wert zurückgeben. Man nennt diesen Wert daher den Rückgabewert.
Nutzen
Diesen Rückgabewert geben nicht nur Funktionen (bei denen ist er im Übrigen optional), sondern auch Programme zurück.
Mithilfe dieses Rückgabewertes kann in der Shell geprüft werden, ob die Ausführung einer Funktion oder eines Programms erfolgreich war. Dabei wird der Rückgabewert in der Variable $? gespeichert.
Fragt man diese Variable nun ab, erhält man in der Regel (denn so sollte es sein) bei erfolgreichem Ablauf den Wert »0«, bei fehlerhaftem Ablauf den Wert »1«.
$ ls ... $ echo $? 0 $ ls /root ls: root: Permission denied $ echo $? 1
Listing 7.50 $?
return
Um diese Funktion nun im eigenen Shellskript zu nutzen, baut man die Anweisung return in den Funktionscode ein. Diese Anweisung gibt den ihr übergebenen Wert zurück.
$ dols() { > cd $1 > if [ "$?" = "1" ]; then return 1; fi > ls > if [ "$?" = "1" ]; then return 1; fi > return 0 > } $ dols /; echo $? ... 0 $ dols /root; echo $? cd: /root: Permission denied 1
Listing 7.51 dols()