21.9 Die GNU Autotools
Wahrscheinlich kennen Sie es: Man lädt eine neue Software in Form eines komprimierten tar-Archivs herunter, entpackt es, und dann lässt man das Skript mit dem Namen configure durchlaufen. Wenn configure, das das System auf die Abhängigkeiten einer Software hin überprüft und für die Vorkonfiguration der Software sorgt, keine Probleme bereitete, so startet man make, und die Software wird übersetzt.
Diese configure-Skripts werden jedoch nicht direkt selbst von den Entwicklern geschrieben, sondern von den »GNU autotools« erstellt. Der Sinn und Zweck dieser Programme ist es, Software portabel zu gestalten und somit ohne großes Zutun des Entwicklers für möglichst viele Systeme verfügbar zu machen. Um die Erstellung dieses configure-Skripts kümmert sich das Programm autoconf auf der Basis der vom Entwickler bereitgestellten Datei configure.in.
automake hingegen kümmert sich um die Konfiguration der Makefiles, wobei die Konfiguration vom Entwickler über die Input-Datei Makefile.am festgelegt wird. Der Dritte im Bunde nennt sich libtool und wird dafür benutzt, plattformunabhängige statische und Shared-Libraries zu generieren.
Im Folgenden werden wir ein kleines Beispielprogramm mithilfe der Autotools übersetzen. Dieses Beispiel dient lediglich als minimale Einführung in die Thematik. Leider besprechen nur wenige Bücher zum Thema Linux-Programmierung diese Thematik ausführlich, wir werden weiter unten allerdings ein entsprechendes taugliches Buch empfehlen.
Unser Beispielprogramm sei dieses simple »Hello World«-Projekt. Es benötigt keine zusätzliche Portabilität, da es sich an den ANSI-C-Standard hält, doch als Einführung reicht es allemal:
#include <stdio.h> int main(int argc, char *argv[]) { printf("Hello World!\n"); return 0; }
Listing 21.50 hello.c
Wir erstellen zu diesem Zweck eine einfache Makefile:
all : hello.c gcc -o hello hello.c
Listing 21.51 hello.c
autoscan, autoconf
Der erste Schritt zum configure-Skript ist ein Aufruf des Tools autoscan, das das Arbeitsverzeichnis nach relevanten Projektdateien untersucht. Dieses Skript erstellt zunächst die Datei configure.scan, die wir anschließend in configure.ac umbenennen werden.
$ autoscan $ ls autoscan.log configure.scan hello* hello.c Makefile $ mv configure.scan configure.ac
Listing 21.52 autoscan
configure
Diese Datei configure.in wird von autoconf verwendet, um mit den darin enthaltenen Informationen schließlich das configure-Skript zu erzeugen.
$ autoconf $ ls configure configure
Listing 21.53 autoconf
Wenn wir nun das configure-Skript ausführen, so überprüft es, ob alle nötigen Abhängigkeiten des Softwareprojektes vom lokalen System erfüllt werden. Bei größeren Projekten wird hier natürlich noch wesentlich mehr überprüft (etwa das Vorhandensein einer Library oder einer bestimmten Library-Funktion wie die nicht überall vorhandene Funktion strlcpy()).
$ ./configure
checking for gcc... gcc
checking for C compiler default output file name...
a.out
checking whether the C compiler works... yes
checking whether we are cross compiling... no
checking for suffix of executables...
checking for suffix of object files... o
checking whether we are using the GNU C compiler...
yes
checking whether gcc accepts -g... yes
checking for gcc option to accept ISO C89... none
needed
configure: creating ./config.status
config.status: error: cannot find input file:
Makefile.in
Listing 21.54 configure
config.log
configure sollte nun die Datei config.log erzeugt haben. Sie enthält interessante Informationen über die von configure ausgemachten Einzelheiten des Systems. Für einen Entwickler sind solche Informationen besonders beim Debugging auf neuen Systemen interessant.
Wie Sie sehen, gibt das Skript am Ende des Durchlaufs noch eine Fehlermeldung aus. Es sucht nach der Datei Makefile.in.
Bisher haben wir unsere Makefile von Hand erstellt, doch die Autotools bieten auch für die automatische Generierung der Makefile eine Lösung. Das configure-Skript erstellt diese Makefile aus der Datei Makefile.in, die es aber bisher nicht gibt.
Aus diesem Grund benennen wir unsere eigene Makefile in Makefile.in um, und schauen uns an, wie configure darauf reagiert.
$ ./configure
checking for gcc... gcc
checking for C compiler default output file name...
a.out
checking whether the C compiler works... yes
checking whether we are cross compiling... no
checking for suffix of executables...
checking for suffix of object files... o
checking whether we are using the GNU C compiler...
yes
checking whether gcc accepts -g... yes
checking for gcc option to accept ISO C89... none
needed
configure: creating ./config.status
config.status: creating Makefile
config.status: error: cannot find input file:
config.h.in
Listing 21.55 configure, 2. Versuch
Wie Sie sehen, versucht das Programm erneut eine Datei, die wir nicht haben, zu finden. Aus der Datei config.h.in würde ansonsten die Datei config.h erzeugt werden, die einige Makros enthält, mit denen man im Quellcode des Programms diverse Details des Systems abfragen kann. An dieser Stelle werden wir jedoch nicht weiter darauf eingehen.
Ein Aufruf von Make sollte nun allerdings gelingen.
$ cat Makefile all : hello.c gcc -o hello hello.c $ make gcc -o hello hello.c $ ./hello Hello World!
Listing 21.56 Unser Programm lässt sich übersetzen.
Weitere Informationen zu den GNU-Autotools finden Sie auf den RedHat-Webseiten in Form eines Online-Buches:
http://sources.redhat.com/autobook/autobook/autobook_toc.html