Galileo Computing < openbook > Galileo Computing - Professionelle Bücher. Auch für Einsteiger.
Professionelle Bücher. Auch für Einsteiger.

Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über die Autoren
Über dieses Buch
Linux vs. BSD
1 Der Kernel
2 Die Grundlagen aus Anwendersicht
3 Die Shell
4 Reguläre Ausdrücke
5 Tools zur Dateibearbeitung
6 Die Editoren
7 Shellskriptprogrammierung
8 Benutzerverwaltung
9 Grundlegende Verwaltungsaufgaben
10 Netzwerk-Grundlagen
11 Anwendersoftware für das Netzwerk
12 Netzwerkdienste
13 Mailserver unter Linux
14 LAMP
15 DNS-Server
16 Secure Shell
17 Die grafische Oberfläche
18 Window-Manager und Desktops
19 X11-Programme
20 Multimedia und Spiele
21 Softwareentwicklung
22 Crashkurs in C und Perl
23 Sicherheit
24 Prozesse und IPC
25 Bootstrap und Shutdown
26 Dateisysteme
27 Virtualisierung und Emulatoren
A Die Installation
B Lösungen zu den einzelnen Aufgaben
C Kommandoreferenz
D X11-InputDevices
E MBR
F Die Buch-DVDs
G Glossar
H Literatur

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Linux von Johannes Plötner, Steffen Wendzel
Das distributionsunabhängige Handbuch
Buch: Linux

Linux
2., aktualisierte und erweiterte Auflage
1119 S., 39,90 Euro
Galileo Computing
ISBN 978-3-8362-1090-4
gp 24 Prozesse und IPC
  gp 24.1 Prozessarten
    gp 24.1.1 Hintergrundprozesse
    gp 24.1.2 Dämonprozesse
  gp 24.2 Prozesse in der Shell
    gp 24.2.1 Wechseln zwischen Vorder- und Hintergrund
    gp 24.2.2 Jobs – behalten Sie sie im Auge
    gp 24.2.3 Hintergrundprozesse und Fehlermeldungen
    gp 24.2.4 Wann ist es denn endlich vorbei?
  gp 24.3 Prozesse und Signale
    gp 24.3.1 Das Syscall-Interface
    gp 24.3.2 Signale von der Kommandozeile senden: kill
    gp 24.3.3 Welche Signale gibt es?
    gp 24.3.4 Die Rechte
    gp 24.3.5 In der Praxis: Signale empfangen
  gp 24.4 Prozesse finden und verarbeiten
    gp 24.4.1 top
    gp 24.4.2 ps und pstree
    gp 24.4.3 pgrep, pidof und pkill
  gp 24.5 Prozesse, Scheduling und Prioritäten
    gp 24.5.1 Das Scheduling
    gp 24.5.2 nice und renice
    gp 24.5.3 Echtzeit-Scheduling unter Linux
  gp 24.6 IPC im Detail
    gp 24.6.1 Pipes und FIFOs
    gp 24.6.2 Semaphore
    gp 24.6.3 Message Queues
    gp 24.6.4 Shared Memory
    gp 24.6.5 Unix-Domain-Sockets
  gp 24.7 Zusammenfassung
  gp 24.8 Aufgaben


Galileo Computing

24.2 Prozesse in der Shell  downtop

Im Folgenden wollen wir uns nun der Kontrolle der Prozesse widmen. Wie bereits erwähnt, haben Hintergrundprozesse also neben der PID die Job-ID zur Identifikation. Daraus lässt sich schließen, dass es möglich ist, mehrere Prozesse parallel im Hintergrund ablaufen zu lassen:

$ sleep 10 & 
[1] 10203 
$ sleep 10 & 
[2] 10204 
$ sleep 10 & 
[3] 10205 
$ sleep 1 
[3] + Done                         sleep 10 
[2] – Done                         sleep 10 
[1]   Done                         sleep 10

Listing 24.2    Parallele Hintergrundprozesse

Wichtig ist zu wissen, dass ein Hintergrundprozess automatisch läuft und es so beispielsweise nicht möglich ist, Tastatureingaben an diesen Prozess zu senden. <Die einzige direkte Eingabemöglichkeit besteht durch Eingabeumlenkung.> Des Weiteren werden die Ausgaben des Hintergrundprozesses einfach zwischen die Ausgaben anderer Shell-Programme gemischt – im Gegensatz zu Dämonprozessen sind die Deskriptoren 1 und 2 bei Hintergrundprozessen noch mit dem Bildschirm verbunden. <Anders sieht das Ganze natürlich bei einer Ausgabeumlenkung aus.>

$ (sleep 1; echo "Hallo") & 
[12] 9790 
$ Hallo

Listing 24.3    Nach einer Sekunde »Hallo« sagen


Galileo Computing

24.2.1 Wechseln zwischen Vorder- und Hintergrund  downtop

In einigen Shells, wie der bash oder der ksh, ist es möglich, zwischen Vorder- und Hintergrundprozessen zu wechseln. Damit aus einem Vordergrundprozess ein Hintergrundprozess wird, muss dieser erst einmal angehalten – »gestoppt« – werden. Dazu verwenden Sie die Tastenkombination Strg + Z.

Dies können Sie folgendermaßen testen:

$ sleep 10 
^Z[1] +  Stopped                   sleep 10

Listing 24.4    Stoppen eines Vordergrundprozesses

Sollte die Tastenkombination Strg + Z bei Ihnen nicht funktionieren, so ist Ihr Terminal wahrscheinlich auf eine andere Tastenkombination eingestellt. Prüfen Sie die Terminalkonfiguration mit dem Kommando »stty -a« nach. Die Kombination für susp (suspend) ist zum Anhalten eines Prozesses vorgesehen. Die Zeichen vor den Großbuchstaben stehen hierbei für die Tastenkombination Strg + <Buchstabe>.

$ stty -a 
… 
eol2 = <undef>; start = ^Q; stop = ^S; susp = ^Z…{} 
…

Listing 24.5    Was tun, wenn's nicht funktioniert?

bg und fg

Um diesen Vordergrundprozess nun in den Hintergrund zu befördern, müssen Sie das bg-Kommando (von engl. »background«, Hintergrund) aufrufen. Man kann es nun in Form von »bg %<Job ID>« aufrufen, um einen bestimmten Job in den Hintergrund zu befördern. Lässt man den Parameter weg, wird der letzte gestoppte Prozess im Hintergrund fortgesetzt:

$ sleep 10 
^Z[1] +  Stopped                   sleep 10 
$ bg 
[1] sleep 10 
[1] + Done                         sleep 10

Listing 24.6    Einen Prozess in den Hintergrund befördern

Hin und wieder kommt es jedoch vor, dass man einen Prozess wieder zurück in den Vordergrund bringen möchte. Dazu wird analog das fg-Kommando verwendet:

$ sleep 120 
^Z[1] +  Stopped                  sleep 120 
$ bg %1 
[1] sleep 10 
$ fg %1 
sleep 120 
$

Listing 24.7    Zurück in den Vordergrund

Bei der Verwendung der Prozessnummer eines Hintergrundprozesses mit einem Programm wie kill, fg oder bg muss, wie Sie in den Beispielen gesehen haben, das Prozentzeichen (%) vor die ID gesetzt werden:

$ bg %1 
$ fg %1 
$ kill -STOP %1 && kill -CONT %1

Listing 24.8    Beispielaufrufe mit Modulo

Alternativ können Sie auch mit der PID arbeiten, aber die ist meist eine größere Zahl, und die Gefahr, dass man sich vertippt, ist daher recht hoch. Außerdem sind Informatiker faul.


Galileo Computing

24.2.2 Jobs – behalten Sie sie im Auge  downtop

Oftmals hat man mehrere Prozesse oder gar Prozessgruppen parallel im Hintergrund laufen. Wird die Shell jedoch beendet, werden alle Hintergrundprozesse – im Gegensatz zu den shell-unabhängigen Dämonprozessen – »mit in den Tod gerissen«.

Um dies zu vermeiden, geben die meisten Shells bei dem ersten Versuch, die Shell zu beenden, eine Warnung aus, sofern noch Hintergrundprozesse ablaufen.

Im nächsten Beispiel starten wir in der laufenden Shell eine weitere Shell, um nach der Beendigung der neu gestarteten Shell die Ausgabe der letzten Shell zu sehen.

$ zsh 
… 
$ sleep 10000& 
[1] 782 
$ exit 
zsh: you have running jobs. 
$ exit 
zsh: warning: 1 jobs SIGHUPed

Listing 24.9    Warnmeldungen der Z-Shell beim Beenden

Nachdem wir uns nicht um den noch laufenden Hintergrundprozess gekümmert haben, wird dieser über ein sogenanntes »HUP«-Signal (Hang-UP) beendet.

jobs

Um sich eine Übersicht über die momentan laufenden Hintergrundprozesse zu verschaffen, wird das Kommando jobs verwendet. Dieses Kommando listet alle Hintergrundprozesse der aktuellen Shell <Also nicht alle Hintergrundprozesse eines Benutzers, denn Benutzer können gleichzeitig mehrere Shells verwenden.> auf.

$ jobs 
[1]+  Running                sleep 10000 & 
$ jobs -p 
214 
$ jobs -l 
[1]+   214 Running              sleep 10000 &

Listing 24.10    Das Kommando jobs

Wird der Parameter -p verwendet, werden die Prozess-IDs der Hintergrundprozesse ausgegeben, und bei –l werden diese zur Default-Ausgabe hinzugefügt.


Galileo Computing

24.2.3 Hintergrundprozesse und Fehlermeldungen  downtop

Es kommt sehr häufig vor, dass Hintergrundprozesse störende Fehlermeldungen auf die Konsole schreiben. Dies kann durch eine nicht gefundene Datei, eine Zugriffsverletzung oder Ähnliches hervorgerufen werden. In diesem Fall sollte man sich mit der Ausgabeumlenkung der Fehlerausgabe behelfen – natürlich bevor man den Prozess startet.

Schauen wir uns einmal folgendes Beispiel an: Der Benutzer startet ein Programm im Hintergrund, das versucht, die Datei /etc/blub zu löschen.

Dabei wird jedoch eine Fehlermeldung direkt auf die Konsole geschrieben, da diese Datei gar nicht vorhanden ist:

$ rm /etc/blub & 
[1] 132 
$ rm: cannot remove '/etc/blub': No such file 
or directory 
[1]+  Exit 1           rm /etc/blub

Listing 24.11    Fehlermeldungen bei Hintergrundprozessen

Stellen Sie sich ein Programm vor, das kontinuierlich einmal pro Sekunde eine ähnlich lästige Meldung ausgibt. Über die bereits bekannte Umlenkung des zweiten Deskriptors – der Fehlerausgabe stderr – kann dies nun vermieden werden.

Leiten wir also die Fehlerausgabe einmal in eine Datei Logdatei um:

$ rm /etc/blub 2>Logdatei & 
[1] 133 
$ 
[1]+  Exit 1           rm /etc/blub 
$ cat Logdatei 
rm: cannot remove '/etc/blub': No such file or 
directory

Listing 24.12    Fehlermeldungen umlenken

Auf diese Weise haben wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die lästigen Ausgaben sind weg, und wir haben den Fehler archiviert. Und jetzt könnten wir sogar gestresste Support-Mitarbeiter mit der exakten Fehlermeldung nerven!


Galileo Computing

24.2.4 Wann ist es denn endlich vorbei?  toptop

Keine Sorge, dies ist das letzte Unterkapitel zum Thema Hintergrundprozesse. Die Überschrift gilt jedoch einer anderen Angelegenheit: dem Warten auf die Beendigung eines Hintergrundprozesses.

wait

Hierfür wird ganz einfach das Kommando wait verwendet. Als Parameter wird der gewünschte Hintergrundprozess, beziehungsweise dessen Nummer, angegeben. An dieser Stelle ist wieder der Modulo-Operator (%) gefragt.

$ sleep 10& 
[1] 237 
$ jobs 
[1]+   Running                      sleep 10 & 
$ wait %1 
[1]+   Done                         sleep 10 
$

Listing 24.13    Warten



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